500 Jahre Reformation
Bildersturm
Ein Kunstprojekt im Frühjahr 2017
Im Jahr des Reformationsjubiläums gehen evangelische und katholische Gemeinden in Bonn, Katholisches Bildungswerk Bonn und Evangelisches Forum in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn und dem LVR Museum Bonn der Bedeutung des „Bildersturms“ für unsere heutigen „Bilder“ von Gesellschaft, Kirche, Kultur – und uns selbst nach: Das religions- und kulturgeschichtlich bedeutsame Ereignis des Bildersturms in der Reformation ist dabei historischer Hintergrund – für eine Reihe in mehrfacher Hinsicht hochaktueller Fragen: Wie verhalten wir uns angesichts des „Sturms der Bilder“, der tagtäglich über uns hinwegfegt – im Fernsehen, im Internet, auf Smartphones, in Werbung, Zeitung, etc.? Was bedeutet die Flut der Bilder für unsere Weltwahrnehmung? Ist durch die Inflation der Bilder alles relativ, austauschbar, beliebig geworden? Hat sich der Sturm der Bilder in einem Sturm auf die Bilder, in ihrer Entwertung, niedergeschlagen? Welche Rolle kann dies für die Bilder von uns selbst, von unseren Institutionen, unserer Gesellschaft, unserer Kirche spielen? Liegt im „Bildersturm“ die Kraft zu einer „neuen“ Ideologiekritik, zu einer Kritik an den neuen Mythen, die uns umgeben, vielleicht sogar bestimmen? Und sind die Bilder von der Gemeinde, ihren Funktionsweisen und Zuständigkeiten kritikwürdig?
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Projekt
500 Jahre Reformation
Bildersturm
Ein Kunstprojekt im Frühjahr 2017
Im Jahr des Reformationsjubiläums gehen evangelische und katholische Gemeinden in Bonn, Katholisches Bildungswerk Bonn und Evangelisches Forum in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn und dem LVR Museum Bonn der Bedeutung des „Bildersturms“ für unsere heutigen „Bilder“ von Gesellschaft, Kirche, Kultur – und uns selbst nach: Das religions- und kulturgeschichtlich bedeutsame Ereignis des Bildersturms in der Reformation ist dabei historischer Hintergrund – für eine Reihe in mehrfacher Hinsicht hochaktueller Fragen: Wie verhalten wir uns angesichts des „Sturms der Bilder“, der tagtäglich über uns hinwegfegt – im Fernsehen, im Internet, auf Smartphones, in Werbung, Zeitung, etc.? Was bedeutet die Flut der Bilder für unsere Weltwahrnehmung? Ist durch die Inflation der Bilder alles relativ, austauschbar, beliebig geworden? Hat sich der Sturm der Bilder in einem Sturm auf die Bilder, in ihrer Entwertung, niedergeschlagen? Welche Rolle kann dies für die Bilder von uns selbst, von unseren Institutionen, unserer Gesellschaft, unserer Kirche spielen? Liegt im „Bildersturm“ die Kraft zu einer „neuen“ Ideologiekritik, zu einer Kritik an den neuen Mythen, die uns umgeben, vielleicht sogar bestimmen? Und sind die Bilder von der Gemeinde, ihren Funktionsweisen und Zuständigkeiten kritikwürdig?
Sechs bildende Künstler/innen nähern sich dem Thema „Bildersturm“ mit Werken, die sie jeweils für eine der sechs beteiligten (evangelischen und katholischen) Kirchen in Bonn und in Auseinandersetzung mit ihnen entwickelt haben: Alice Musiol, Edgar Guzmanruiz, Johanna Reich, Norvin Leineweber, Sven Bergelt und Wjm Kok. Die Ergebnisse konkretisieren sich in Veranstaltungen – Künstlergesprächen, Vorträgen, Podiumsgesprächen, Workshops –, die im Zeitraum des Projektes besucht werden können. Darüber hinaus bietet das Kunstmuseum Bonn in der Projektphase eine besondere Führung an: einen Parcours durch die ständige Ausstellung unter dem Aspekt des Themas „Bildersturm“. Im Kirchenpavillon am Kaiserplatz stellt eine kleine Ausstellung Beispiele von Karikaturen zum ‚Bildersturm’ der Reformationszeit und heute vor. Das LVR-Museum beteiligt sich mit einer Reihe von Veranstaltungen an dem Projekt, u.a. mit einem Vortrag des Philosophen Hannes Böhringer über Bilder, die aus der Sprache kommen, und einer Lesung aus Luthers Privatbriefen.
„Nach dem Sturm“
In dieser zentralen Veranstaltungsreihe zum Kunstprojekt gehen Theologen, Philosophen, Psychologen, Biologen und Vertreter weiterer Disziplinen der Frage nach, was nach der Überwindung und Zerstörung überkommener Bild- und Vorstellungswelten auf die grundlegenden Fragen des Menschen heute noch zu antworten ist. Durch den reformatorischen Bildersturm auf religiöse Bildwelten, die Entmythologisierung von Herrschafts-, Ordnungs- und Sinnstiftungsmustern durch die Aufklärung sowie die Befreiung des Menschen aus seiner „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ durch die autonome Vernunft sind Sinn und Orientierung nicht mehr einfach zu haben. Und selbst die bürgerlichen Programme und Idealbilder der Moderne – von der Macht der Vernunft, der Stärke des Subjekts, dem Optimismus des Fortschritts – sind im 20. und 21. Jahrhundert immer fraglicher geworden.
Begreifen wir diesen „Ent-Täuschungs“-Prozess nicht als Verfallsgeschichte, sondern als Weg des kritischen Denkens, das vor keinem „Fundament“ halt macht, um schließlich der Wahrheit doch auf die Spur zu kommen, so ist es in der jetzigen, so unübersichtlich wirkenden Gesellschafts- und Denksituation spannender – und wichtiger – denn je, danach zu fragen, was denn heute wesentliche Erkenntnis und Antworten auf vier grundlegende Fragen des Menschen sind: An vier Abenden gehen je zwei Gesprächspartner den vier kantischen Fragen nach aus der jeweiligen fachlichen und persönlichen Perspektive: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Immer dabei ist ein theologischer Gesprächspartner, der in die Diskussion mit einem Vertreter einer anderen Wissenschaft geht. Je spannungsreicher, umso besser.