Wjm Kok - Weißer Würfel

Lutherkirche

Ein massiver Würfel, 1 x 1 x 1 m, aus weißem Zement, wird am Tag der Eröffnung des ‚Bildersturm’-Projekts vor dem Eingang der Lutherkirche installiert.

Der Würfel oder Hexaeder gehört zu den fünf platonischen Körpern, die eine größtmögliche Symmetrie auszeichnet. Während sich eine seiner sechs quadratischen Seiten der Sichtbarkeit geradezu spürbar entzieht durch das massive Gewicht, das auf ihr lastet, sehen wir von den übrigen fünf maximal drei Flächen gleichzeitig. Dass er sich trotz seiner physischen Präsenz in seiner mathematischen Ganzheit visuell nicht erfassen lässt, verweist zudem auf seine metaphysischen Qualitäten.

Mit seinen gleichmäßigen Oberflächen, deren Weiß das Licht maximal reflektiert, ist der Würfel als solcher das Manifest eines geometrischen Ideals, ebenso zweckfrei wie bedeutungslos. Ein neutraler Gegenstand, in dem Zeit und Geschichte und damit auch eine Geschichten erzählende Kunst aufgehoben sind. Ein Zeugnis der Stille und des Schweigens. 

Er steht jedoch nicht für sich alleine. Die Interaktion in und mit einem komplexen thematischen und örtlichen Bezugssystem verleiht ihm Bedeutung, ermöglicht Sinngebung, transformiert ihn nicht zuletzt in einen ‚Stein des Anstoße(n)s’: So stört er als Hindernis vor der Eingangstüre die Selbstverständlichkeit, und verzögert - für einen AugenBlick - den Zugang zu einer Kirche, deren Namensträger vor 500 Jahren mit dem Anschlag seiner 95 Thesen an einer anderen Kirchentüre einen Sturm auslöste, dessen Auswirkungen bis heute andauern.

Wjm Kok

Geb. 1959 in Utrecht / NL, lebt und arbeitet in Amsterdam;
Studium an den Kunsthochschulen St. Joost in Breda und AKI in Enschede sowie an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam 1980 bis 1986; Auszeichnungen 1989 mit dem Prix de Rome für Malerei und 1990 mit dem Königlichen Preis für Malerei, Amsterdam; seit 1997 Autor kunstkritischer Texte, 2013 Promotion an der Universität Leiden; seit 1989 zahlreiche Einzelausstellungen und Beteiligungen international; Lehrtätigkeit an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam, Abteilung Bildende Kunst

www.galerievangelder.com/artists/kok2.html 

Mit freundlicher Unterstützung von:

  • Dr. Ruth Hacker-de Graaff und Günter de Graaff
  • Bauunternehmung Kratz